Die Tambura oder Tamburica (Verkleinerungsform) ist eine Langhalslaute mit meist bauchigem, kleinem Resonanzkörper, einem langen Hals mit Bünden und einem fast immer doppelchörigen Bezug von 2-8 Stahlsaiten. Man kann das Instrument entweder mit den Fingern oder mit einem Plektron zupfen. Die Tamburica gibt es in verschiedenen Größen und unterschiedlicher Saitenanzahl. Die Tamburica gehört zu der Gruppe der Chordophone - Instrumente, bei denen der Ton durch Vibration von Saiten entsteht - und ist eine Langhalslaute mit Bünden. Die Bezeichnung „Laute“ kommt vom arabischen al-ud und heißt das Holz. Die wichtigsten Unterschiede der einzelnen Instrumente bestehen im Längenverhältnis von Korpus und Hals, in der Form der Rückseite, der Anzahl der Saiten und der Griffbrettart.

Die erste Erwähnung einer Lautenart findet man im Kulturraum Mesopotamiens im 2. Jahrtausend v. Chr., um 1500 v. Chr. waren sie in Ägypten bekannt. An einzelnen Darstellungen kann man bereits verschiedene Formen und Größen des Instrumentes erkennen. Im antiken Griechenland wurde für diese Instrumente der Begriff „p(h)andoura“ bzw. „pandora“ verwendet, in mittelalterlichen Dokumenten findet man sie unter den Begriffen „tanbur“ (arabisch) oder „tunbur“ (persisch) wieder. Die kurzhalsige Laute wurde von den Arabern nach Spanien und nach Süditalien gebracht. Aus ihr entwickelte sich in Spanien die „Gitarre“ und in Italien die „Mandoline“. In Russland entwickelte sich die "Balalaika“, ein Instrument mit einem charakteristischen dreieckigen Korpus. In der Ukraine entstand die „Bandura“. Zu der Familie der Langhalslauten zählt man weiters die „Domra“, die „Colascione“, aber auch „Rabab“ und „Fiedel“. Weitere verwandte Instrumentengattungen sind die griechische „Uti“ und „Busuki“, der türkische „Saz“ und „Tar“, die rumänische „Kobaza“, das japanische „Gekkin“ u.v.m. 

Ursprünglich fand die Tamburica in Bosnien, Mazedonien und im Kosovo ihre „neue Heimat“ am Balkan. Die älteste Form der Verwendung der Tamburica ist bis heute bei den Muslimen, als „šagarija“ und „saz“ in Bosnien, „samica“ oder „dangubica“ in Lika, Slawonien und der Vojvodina, erhalten geblieben. Die zahlreichen Bevölkerungsbewegungen der verschiedenen Volksgruppen trugen dazu bei, dass „Prototypen“ der Tamburica nach Slawonien, Dalmatien und Kroatien gelangten. In diesen Gegenden wuchs das Instrument schnell zu einem musikalischen Idiom. In den ersten schriftlichen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1762, in denen der Begriff Tamburica explizit aufscheint, ist jedoch keine nähere Spezifikation der Art und Anzahl der Instrumente vorgenommen worden. Im 18. und 19. Jahrhundert war der Bekanntheitsgrad der Tamburica in Kroatien und Dalmatien schon sehr hoch. Die oftmaligen Erwähnungen in den „narodna književnost“ (Liederbücher) können als Beweis dafür angeführt werden.

Am Ende des 18. Jahrhunderts bzw. zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden bei den ethnischen Gruppen der Bunjevci, Šokci und Serben die ersten Tamburicagruppen nach dem Vorbild der Zigeunerkapellen gegründet. Analog den einzelnen Instrumenten der Zigeunerkapellen (Violine, Viola, Cello, Kontrabass und Zymbalon) wurden die entsprechenden Tamburicatypen - z.B. Berde, Bugarija, Bisernica - geformt. Die erste dokumentierte Gründung einer Tamburicakapelle fand im Jahr 1847 durch Pajo Kolarić (1821-1876) in Osijek, dem damaligen Verwaltungssitz der kroatischen Provinz Slawonien, statt. Neben Lisinsko, Livadić und Rusan zählte er zu den berühmtesten illyrischen Musikern und Tamburicavirtuosen seiner Zeit. Das Orchester, für welches er 11 Lieder komponiert hatte, bestand aus sechs Semi-Amateurmusikern. Ihre rege und umfangreiche Tourneetätigkeit hat viel zur Verbreitung der Tamburica als Begleitinstrument  beigetragen. Als erster slawischer Ethnomusikologe kann Franjo Kuhač (1833-1911) angeführt werden. Nachdem er aufgrund der für ihn ungünstigen politischen Situation aus Osijek fliehen musste, absolvierte er in Budapest, Leipzig, Weimar und Wien seine musikalische Ausbildung. Zurückgekehrt nach Osijek, begann er unter dem Einfluss von Kolarić die Tamburicamusik wissenschaftlich zu erforschen.  

Im Jahre 1882 wurde durch Mijo Majer (1863-1915), einem Schüler von Kolarić, ein Tamburicaensemble als Teil der „Hrvatska lira“ (Kroatische Lyra - Singverein) in Zagreb gegründet. Dieses Orchester, das sich vorwiegend aus Studenten zusammensetzte, war das erste Ensemble, welches durch einen Dirigenten geführt wurde. 1883 gab die Gruppe, bestehend aus 12 Musikern, ihr erstes Konzert in Zagreb, welches ein fulminanter Erfolg wurde. Basierend auf diesem Erfolg wuchs das Interesse an der Tamburica in Kroatien, Bosnien, Dalmatien, der Herzegovina und Istrien. Aber auch in anderen Ländern wie Österreich, Deutschland, Slowakei, Belgien, Holland und auch Amerika fand man gegen Ende des 19. Jahrhunderts erstmals Interesse an der Tamburica. Aus Aufzeichnungen aus dem Jahr 1880 ist ersichtlich, dass die Art der Zusammensetzung der Ensembles (2 Bisernica, 3 Brač, 3 Bugarija, 1 Berde) bald eine gewisse Regelmäßigkeit erfuhr und sich auch von der heutigen Besetzung einer Gruppe nicht maßgeblich unterscheidet. Zur selben Zeit formierten sich in Italien die ersten Mandolinenorchester und in Russland die ersten Balalaikaorchester. In der Folge entstanden anspruchsvolle Kompositionen für Tamburica-, Mandolinen- und Balalaikaorchester.

Pera Ilič (1868-1957) ermöglichte durch die Einführung von gebündeten Instrumenten, auf denen auch Halbtonschritte gespielt werden konnten, ein besseres Zusammenspiel von Melodie- und Rhythmusinstrumenten. Als Folge dieser Konstruktionsvariation entwickelte sich das „Srijemski-System“. In den Jahren nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges erfuhr die Tamburica einen bis dato unbekannten Höhenflug. Neben den traditionellen Zentren in Osijek, Zagreb und Novi Sad wurden auch in Amerika und in Australien ausgezeichnete Orchester gegründet. Neben den schon erwähnten Kolarić, Kuhač und Majer sind Marko Nešić, Ivan Zajic, Josip Andrić, Julije Njikoš, Božo und Zlatko Potočnik u.v.m. als herausragende Persönlichkeiten und Komponisten im Bereich der Tamburicamusik zu nennen. Ein Tamburica-Ensemble besteht grundsätzlich aus unterschiedlichen Instrumententypen, welche im Folgenden kurz skizziert werden.

 

 

 

Die Bisernica (I, II und III) ist das höchste Melodieinstrument und entspricht etwa der Geige. Der Tonumfang dieser Instrumente beträgt - unabhängig von den verschiedenen Systemen - zirka 2 bis 2 1/2 Oktaven. Die Stimmung der Instrumente liegt im ein- bis zweigestrichenen Oktavraum. Bedingt durch den kurzen Instrumentenhals und die straff gespannten Saiten hat die Bisernica den härtesten Klang.

 

Der Brač (I, II und III) stellt eine weitere Melodieinstrumentengruppe dar. Der Tonumfang ist dem der Bisernica adäquat, die Stimmung ist jedoch um eine Oktave tiefer. Durch die längeren Saiten hat der Brač ein etwas weicheres Klangbild.

 

Der Čelović kann als tiefstes Melodieinstrument im Tamburicaorchester angesehen werden. Die Stimmung dieses Instrumentes liegt im Tonbereich der großen bzw. kleinen Oktave.

 

Die Bugarija (bugarin - Bänkelsänger, bugariti - klagen, wehklagen) hat im Tamburicaorchester die Funktion des Rhythmusinstrumentes und wird in Akkorden gespielt.

 

Die Funktion und Stimmung des Čelos im Tamburicaorchester entspricht dem Cello in einem Streicherensemble.

 

Die Berde stellt den Bass in einem Tamburicaorchester dar. Die Stimmung dieses Instrumentes liegt im Tonbereich der Sub- bzw. großen Oktave. Im Gegensatz zu den oben erwähnten Instrumenten, welche mit einem Plektron gespielt werden, werden die Berde und das Čelo mit einem Lederfleck oder aber auch mit dem Daumen zum Klingen gebracht. 

 

Grundsätzlich kann zwischen drei Systemen unterschieden werden:

 

Das Četveroglasni kvartni sustav - Vierchöriges Quartensystem entstand, ausgehend vom dreichörigen Quartensystem, zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Bačka und in Srijem. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff „Srijemski-Sistem“ oder „Srijemski štim“ verwendet. Bei Instrumenten dieses Systems handelt es sich um vierchörige chromatische Instrumente mit 5 oder 6 Saiten.

 

 

 

Das Troglasni kvintni sustav - Drei(doppel)chöriges Quintensystem - begann sich Ende des 19. Jahrhunderts Anfang des 20. Jahrhunderts, zur gleichen Zeit wie das dreichörige Quartensystem, zu entwickeln. Erst um 1940 war es ausgereift. Aufgrund der intensiven Verwendung dieses dreichörigen Quintensystems durch Slavko Janković wird im allgemeinen Sprachgebrauch auch der Terminus „Janković-Sistem“ verwendet.

 

 

 

Das Dvoglasni kvintni sustav - Zweichöriges Quintensystem - ist eines der ältesten Systeme und wird nach seinem Mentor Milutin Farkaš auch als „Farkaš-Sistem“ bezeichnet.

 

 

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